Veränderte Marktbedingungen

Verbandsmitglieder beklagen immer wieder, dass ihnen einige große Hersteller von Schneidwerkzeugen mit dem Hinweis auf "Originalschliff" das Leben schwer machen. Die Industrie hat das Nachschleifen als Instrument der Kundenbindung für sich entdeckt. Schärfpreislisten werden als Hochglanzbroschüren verteilt. Kostenfreie Abholung und kostenfreier Rückversand erfolgen republikweit per Paketdienst. Die einen bauen eigene Schleifcenter auf, andere binden alteingesessene Schleifbetriebe mit Kooperationsverträgen.

Viele Kollegen werben mit dem kompletten Werkzeugservice aus einer Hand: "Neuanfertigung, Nachschliff und Wiederbeschichtung!". Wie erfolgreich dieses Geschäftsmodell ist, hat sich inzwischen aber eben auch bis in die Chefetagen der großen Hersteller herumgesprochen. Noch können Werkzeugschleifereien mit Tempo und Flexibilität punkten, doch dieser Vorsprung wird nicht ewig bleiben.

Unterdessen sind viele Schleifbetriebe selbst zu Werkzeugherstellern geworden, mit allem was dazugehört: mit CNC-Bearbeitungszentren und einer Betriebsausstattung, die sich von der Industrie oft nur durch die höhere Flexibilität unterscheidet, QM-System, Onlineshop, hochspezialisierten Mitarbeitern und einem Know-how, das über Jahrzehnte gewachsen ist.

Laut einer Umfrage der FDPW-Geschäftsleitung in den Verbandsbetrieben ist der Umsatzanteil, der mit der Neuanfertigung von Schneidwerkzeugen generiert wird, in den letzten Jahren rapide angestiegen. Heute kann jeder, der über die Technik verfügt einen HPC-Fräser nachzuschleifen, diesen genauso gut gleich neu fertigen - und viele tun das auch. Es werden nicht mehr nur Sonderwerkzeuge hergestellt; in der "Geisterschicht" laufen vielerorts Ladermaschinen mit der Produktion von Schaftfräsern 3Z pos. oder Metallkreissägeblättern auf Hochtouren. Wen verwundert es da, dass die Industrie den Spieß umdreht.

Die Komplexität der Werkzeuge (z.B. Schaftfräser up/down) nimmt permanent zu, Toleranzen werden immer kleiner und die Produktivität  der dafür notwendigen Maschinen steigt fortwährend, der Investitionsdruck in den Betrieben aber auch. Wer sich nicht ständig weiterentwickelt, bleibt auf der Strecke. Es gibt nur wenige Bereiche im Handwerk, in denen eine so hohe Innovationsfähigkeit vorausgesetzt wird wie bei Schneidwerkzeugmechanikern.

Es wird immer wichtiger, dass wir auf diese Herausforderungen reagieren. Es ist notwendig Allianzen zu schmieden. Einzelne Werkzeugschleifereien müssen viel enger zusammenarbeiten und zum Beispiel gemeinsame Marketingkonzepte entwickeln. Gute Ansätze dazu haben wir in den vergangenen Jahren schon gesehen. Es macht Sinn, Netzwerke zu bilden, sich gegenseitig zu fördern, Kompetenzen zu bündeln und gemeinsamen Nutzen daraus zu ziehen.

"Gemeinsamkeit macht stark" ist eines der ältesten Leitmotive des FDPW. Selten war es so aktuell wie heute.

Vorwort für die Fachzeitschrift "FORUM Schneidwerkzeug- und Schleiftechnik" Ausgabe Dezember 2011. Autor: Uwe Schmidt


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