FDPW-Präsident im Gespräch

FDPW-Präsident im Gespräch mit FORUM SCHNEIDWERKZEUG- UND SCHLEIFTECHNIK

 

23.11.2020 FDPW-Präsident Uwe Schmidt im Gespräch mit Forum

Herr Schmidt, in 2020 ist alles anders, wie sieht es bei Ihnen aus?

Ein Jahr, das eigentlich sehr vielversprechend für die Branche begann, hat eine Wendung genommen, die uns in unseren Grundfesten erschüttert hat. Erfolgreich konnten wir noch das erste Werkzeugsymposium unter der Leitung des FDPW im Januar durchführen, bevor unsere Berufs- und Lebenswelt quasi von heute auf morgen einen tiefen Einschnitt erfahren musste.

Nach einem relativ „normalen“ Sommer müssen wir uns aktuell wieder mit Einschränkungen auseinandersetzen, die unsere liebgewonnenen Gewohnheiten – speziell auch die der Vorweihnachtszeit – stark einschränken. Doch es nützt nichts, wir müssen uns mit der Situation wohl oder übel erneut arrangieren.

Wie geht es aktuell den Werkzeugschleifereien und welche Bedeutung hat die Digitalisierung ?

Viele von den Kollegen, das beobachte ich mit Staunen, arbeiten weiterhin mit unglaublicher Anpassungsfähigkeit und großem Erfolg: Flexible Produktionsprozesse werden forciert, Arbeiten im Homeoffice ist für viele möglich und etliche von Kollegen finden immer wieder neue Wege, um Ihren Betrieb und Ihre Mitarbeiter zu sichern.

Für acht von zehn Unternehmen hat das Thema Digitalisierung durch Corona an Bedeutung gewonnen, das ergab eine kürzlich veröffentlichte repräsentative Befragung von 605 Unternehmen mit 20 oder mehr Mitarbeitern aller Branchen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

Das gilt natürlich auch für unseren Wirtschaftszweig. Digitalisierung, Vernetzung und Automatisierung - diese Kernthemen haben bereits eine Zeitenwende eingeläutet und geben nach wie vor den Rahmen vor, innerhalb dessen sich innovative Unternehmen orientieren werden. Die aktuelle globale Situation erfordert von uns zudem maximale Flexibilität. Es gilt – unter erschwerten Bedingungen -, sich auf die neuen wirtschafts-, umwelt- und energiepolitischen Vorgaben einzustellen, Trends zu erkennen und zu analysieren sowie Geschäftsmodelle anzupassen.

Das Schwerpunktthema der letzten FORUM-Ausgabe lautet nicht ohne Grund „Werkzeugschleifen Digital“, denn die Digitalisierung unserer Branche schreitet immer weiter voran. Viele von uns sind bereits hervorragend aufgestellt und haben ihre Prozesse von Auftragseingang bis Auslieferung komplett vernetzt. Darauf sollten wir stolz sein, aber darauf sollten wir uns nicht ausruhen. Denn eins ist klar: Digitalisierung ist nicht statisch, sondern sie entwickelt sich fortschreitend.

Welche Veränderungen und Weiterentwicklungen sind im nächsten Jahr zu erwarten?

Die Wahrheit ist: Die Krise hat unsere eigentlichen Probleme nicht gelöst. So fehlen uns immer noch die passenden Antworten für die Herausforderungen im Bereich Automotive. Und wie zu erwarten war, hat der Klimawandel bis jetzt Corona ebenfalls schadlos überstanden.

Erst kürzlich hat ein großer deutscher Automobilhersteller angekündigt, seine Autos zukünftig ökologisch neutral herzustellen. Was das bedeutet und welche gravierenden Auswirkungen dies auf unsere ganze Branche haben wird - auch darüber müssen wir uns Gedanken machen. Sie sehen, es gibt einiges zu tun, denn die technologischen Entwicklungen schreiten weiter voran.

Digitalisierung, Vernetzung und Automatisierung - diese Kernthemen haben bereits eine Zeitenwende eingeläutet und geben nach wie vor den Rahmen vor, innerhalb dessen sich innovative Unternehmen orientieren werden. Die aktuelle globale Situation erfordert von uns zudem maximale Flexibilität. Es gilt – unter erschwerten Bedingungen -, sich auf die neuen wirtschafts-, umwelt- und energiepolitischen Vorgaben einzustellen, Trends zu erkennen und zu analysieren sowie Geschäftsmodelle anzupassen.

Nicht zu vergessen: Wenn wir weiterhin nur reagieren, statt zu agieren, bleibt das große Potential vieler spannender technologischer Entwicklungen ungenutzt.

 

 

22.08.2019: FDPW-Präsident Uwe Schmidt im Gespräch mit Forum: Ein traditionsreicher Beruf erhält einen neuen Namen und eine neue Ausbildungsordnung, es ist das erfolgreichste GrindTec-Jahr mit zunehmender Internationalisierung, die Plakatkampagne „Präzisionswerkzeugmechaniker“ macht auf den Beruf und die neue Berufsbezeichnung aufmerksam, die Jakob-Preh-Schule erhält eine neue Schulleitung und der FDPW stellt sich nach dem Abschied von Präsident Jürgen Baldus mit neuem Präsidium und Vorstand auf. 2018 hatte so viele Themen, dass sie locker auch für zwei Jahre gereicht hätten.

Herr Schmidt, welches der vielen Themen und Aufgaben im Jahr 2018 hat Ihnen am meisten Freude gemacht, was ist die größte Herausforderung?

Es war ein wichtiger Schritt, dass wir den Verbandsnamen „Fachverband Deutscher Präzisions-Werkzeugschleifer“ geändert haben und nun „Fachverband der Präzisionswerkzeugmechaniker“ heißen. Die Umbenennung hat eine starke Signalwirkung. Das Bild des Verbands ist jetzt nach außen klarer und es ist leichter erkennbar, wer wir sind, wen wir vertreten und was wir wollen.

Viele Bereiche der Wirtschaft sind im Umbruch, verändern sich stärker und schneller als das in den letzten Jahrzehnten der Fall war. E-Mobilität, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz sind nur einige Begriffe, die ich an dieser Stelle nennen möchte. Wir als Verband, jedes einzelne Mitglied und jeder Handwerksbetrieb wird sich auf diese Veränderungen einstellen müssen – das wird die größte Herausforderung sein!

Herr Schmidt, die qualifizierte Ausbildung neuer Präzisionswerkzeugmechaniker liegt Ihnen sehr am Herzen. Die aktuelle Umfrage des FDPW in Zusammenarbeit mit dem DIGITALBÜRO LIMBURG hat ergeben, dass 50% der FDPW-Betriebe ausbilden. Das ist höher als der Bundesdurchschnitt über alle Branchen hinweg. Heißt das, dass sich der Verband beruhigt zurücklehnen kann?

Ich möchte erst einmal jeden Betrieb beglückwünschen, der in diesem Jahr einen oder eine Auszubildende gefunden hat. Aber zurücklehnen können wir uns nicht. Im Gegenteil. Wenn man den Zukunftsforschern glauben darf, werden in den nächsten Jahren hunderttausende Facharbeiter und viele Azubis fehlen. Wir müssen alles daransetzen, unsere Fachleute selbst auszubilden, wenn wir auch künftig geeignete Mitarbeiter haben wollen.
Wir im Handwerk stehen da natürlich in starkem Wettbewerb um die geeigneten Bewerber. Aber gerade unsere familiär geführten Handwerksbetriebe haben gewichtige Argumente, die für uns sprechen und die wir nach außen kommunizieren müssen: Unsere Präzisionswerkzeugmechaniker bearbeiten Werkzeuge selbständig und eigenverantwortlich oder sie stellen sie komplett selbst her. Es sind eben keine Maschinen(be)diener, die nur vorgefertigte Programme per Knopfdruck in Gang setzen. Der Präzisionswerkzeugmechaniker plant, wird handwerklich tätig, programmiert die geeigneten Maschinen und übernimmt Verantwortung für das gesamte Werkzeug. Am Ende des Tages kann jeder sehen was er bewirkt hat. Das führt zu einem hohen Maß an Identifikation mit dem Beruf. Außerdem sprechen nicht zuletzt eine familiäre Atmosphäre und die Tatsache, dass wir nachhaltig arbeiten, für unsere FDPW-Mitglieder als Arbeitgeber.

Die neue Posterkampagne „Präzisionswerkzeugmechaniker“ ist mit Hashtags wie #CNC-Prinzessin oder #Schliff-Checker frisch und mutig. Wie wichtig ist ein modernes Marketing für den FDPW?

 Unsere Posterkampagne zielt ganz bewusst auf unsere künftigen Mitarbeiter. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir uns eingestehen, dass ein Großteil der jungen Leute, die für uns als Azubis in Frage kommen würden, gar nicht wissen, dass es den Beruf des Präzisionswerkzeugmechanikers gibt und welche Tätigkeiten sich dahinter verbergen. Viele denken im schlimmsten Fall sogar, dass wir einfach nur Sägeketten schleifen. Dass sich hinter unserem Beruf und unserer Branche tatsächlich einer der innovativsten und investitionsstärksten Bereiche des Handwerks verbirgt, weiß kaum jemand. An dieser Stelle brauchen wir ein modernes Marketing: Es richtet sich gleichermaßen an junge Leute, die wir als Nachwuchs für uns gewinnen wollen und an unsere Kunden. Es hat aber auch, und das wird oft unterschätzt, einen wertvollen Beitrag nach innen, zu unseren Mitarbeitern in unseren Betrieben. Indem solch eine Kampagne noch einmal aufzeigt, was Präzisionswerkzeugmechaniker in ihrem Beruf alles Großartiges machen. Das vergisst man ja gerne mal in der täglichen Routine. So gesehen, ist die Posterkampagne auch eine Form von Wertschätzung und Anerkennung an die eigenen Mitarbeiter und ich kann Ihnen allen nur empfehlen, diese aussagekräftigen Poster in Ihrem Betrieb gut sichtbar aufzuhängen.

Herr Schmidt, in Ihrer Antrittsrede haben Sie betont, dass Nachhaltigkeit 2019 ein wichtiges Thema für den FDPW sein wird. Gibt es schon konkrete Projekte oder erste Ideen, die Sie uns verraten möchten?

Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema und das Beste daran ist, dass unsere Betriebe es bereits sind, während andere Branchen noch nach Lösungsansätzen suchen. In dem wir Präzisionswerkzeuge instand setzen, leisten wir einen wertvollen ökologischen Beitrag. Das Nachschleifen von Zerspan- und Schneidwerkzeugen ist ein nachhaltiger Prozess, der bewusst etwa der Nutzung von Einwegwerkzeugen entgegensteht.
Die Aufgabe des FDPW wird in den kommenden Jahren sein, genau das ins Bewusstsein zu bringen und Kunden und Geschäftspartner zu sensibilisieren. Hierfür gilt es, geeignetes Informationsmaterial aufzubereiten.
Um aussagekräftige Daten zu erhalten, lassen wir gerade in Zusammenarbeit mit einer Hochschule untersuchen, was nachhaltige Werkzeugbearbeitung ausmacht und wie der ökologische Fußabdruck reduziert werden kann.

Eine weitere Idee ist es, zu erforschen, wie ein Werkzeug konstruiert werden muss, damit es optimal nachschärfbar ist und möglichst lange im Einsatz bleiben kann, ohne dabei Produktivität vernachlässigen zu müssen. Schließlich geht es in unserem Handwerk auch darum, Ökonomie und Ökologie sinnvoll zu vereinbaren.

Erschienen in FORUM SCHNEIDWERKZEUG- UND SCHLEIFTECHNIK Ausgabe 03/2019

Bild: FDPW Posterkampagne 2019


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